Takt und Rhythmus im Tanzsport

„Aber ich habe kein Rhythmusgefühl“ oder „Aber ich spüre den Takt nicht“ – das sind Sätze, die wir schon von vielen unserer Schüler gehört haben. Doch keine Angst! Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass auch das Gefühl für die Musik nur eine Frage der Übung ist. Wie eigentlich alles beim Tanzen.

Was uns da so sicher macht? Ganz einfach: das ganze Leben passiert im Rhythmus, sei es der menschliche Herzschlag, der Wechsel der Jahreszeiten oder der Zyklus, in dem sich der Mond um die Erde dreht. Rhythmus ist etwas Natürliches. Das Gespür dafür hat jeder, nur mag es bei dem einen oder anderen ein bisschen verloren gegangen sein. Sehen wir uns einmal die Grundlagen dessen an.

Metrum, Takt und Rhythmus – was ist was?

Ob Volkslied oder Sinfonie, jedes Musikstück basiert auf dem Metrum. Das Wort kommt aus dem Griechischen und beschreibt das gleichmäßige Wiederkehren eines Schlags und sorgt für die Anordnung von Betonungen. Klavierschüler benutzen gern ein sogenanntes Metronom, das ist ein mechanisches Gerät, bei dem Gewichte auf einer Feder regelmäßige Schläge vorgeben. Man kann sich ein Metronom wie ein umgedrehtes Pendel vorstellen. Dabei ist der Schlag (Beat) die kleinste musikalische Einheit und unterteilt das Musikstück in gleichmäßigen Impulsen.  Der Schlag ist quasi der Puls in der Musik.

Sobald beim Metrum bestimmte Schläge regelmäßig betont werden, sprechen wir vom Takt. Popmusik basiert meist auf dem Viervierteltakt. Vier Schläge bilden einen Takt, wobei sich immer der erste stärker heraushören lässt. Manchmal sind auch die Eins und die Drei betont, die Drei dann aber schwächer. Das Metrum gliedert also den Takt in bestimmte Einheiten. Taktstriche grenzen auf dem Notenblatt die einzelnen Takte voneinander ab. Eine weitere bekannte Taktart ist der Dreivierteltakt oder auch der Sechsachteltakt, ganz typisch sowohl für den schnellen Wiener Walzer als auch für den Langsamen Walzer („English Waltz“).

Nicht immer fallen die Töne des Lieds genau auf die Schläge des Metrums – und schon haben wir einen Rhythmus. Verschiedene Tänze haben unterschiedliche Rhytmen. Rumba ist zum Beispiel ein anderer Rhythmus als Cha Cha, obwohl beide im Viervierteltakt gespielt werden. Der Rhythmus eines Lieds kann zum Beispiel auch festlegen, dass einen Moment lang gar keine Musik zu hören ist – wobei der Takt natürlich weiterläuft. Die Musiker müssen dann im Stillen mitzählen und genau zum richtigen Moment wieder einsetzen.

Unabhängig vom Rhythmus sind geschickt eingesetzte Pausen ein guter Kniff, um beim Hörer Spannung aufzubauen. Das bekannte Kinderlied „Jetzt fahr’n wir übern See“ spielt mit diesem Effekt, wenn beim Singen die letzte Silbe eines Verses ausgelassen werden muss. Alle Kinder, die sie dennoch mitsingen, scheiden aus dem Chor aus. Eine kindgerechte Annäherung an Metrum, Takt, Rhythmus und Pausen.

Warum kein Lied ohne Phrasen auskommt

Schon etwas raffinierter ist der Begriff der Phrase (oder Phrasierung) in der Musik. Unter Phrase versteht man kleinere Sinneinheiten innerhalb der Melodie eines Songs. Die kann über 2, 4 oder 8 Takte gehen. Im Tanzen ist es besonders schön, wenn die Choreografie mit diesen Phrasen zusammenpasst, die Tänzer also eine Figur abschließen, wenn auch die Phrase endet, und mit der kommenden Phrase eine neue Figur beginnen. Ein Beispiel für perfekt choreographiertes Musikstücks ist der Tanz Paso Doble, wobei das gespielte Stück jedes mal konstant bleibt.

Dass es auch auf sprachlicher Ebene viele Phrasen im Tanzsport gibt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Fast alle Lateintänzerinnen und –tänzer kommen früher oder später einmal an den Punkt, an dem sie „el Corazon“, „mi Alma“ und „Amor de mis amores“ nicht mehr hören können. Caramba!

Wie man das Gespür für Takt und Rhythmus (wieder) erlernt

Ganz selbstvergessen wippt der Mann in der U-Bahn mit dem Fuß – er hat Stöpsel in den Ohren, aber jeder weiß, dass er Musik hört. Manche Menschen schnippen auch mit den Fingern oder schwingen den Kopf. Taktgefühl ist etwas ganz Selbstverständliches.

So selbstverständlich, dass man oft stutzt, wenn man bewusst den Takt hören soll. Plötzlich soll man Tanzschritte auf die Musik anwenden – da geraten auch erfahrene Tänzer immer mal wieder ins Stocken. Dass die Rumba für einen Anfänger eine Herausforderung darstellt, versteht jeder.

Drei Tipps für Übungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Gefühl für Takt und Rhythmus selbst zu schulen. Wir empfehlen ein Vorgehen in drei Schritten:

1. Bewusstes Hören und Spüren: Als erstes hilft es schon, einfach mal ganz bewusst auf den Beat zu achten. Am besten sucht man sich zwei oder drei Lieblingssongs aus, setzt Kopfhörer auf, schließt die Augen und konzentriert sich nur auf den Beat. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür und kann im Stillen mitzählen. Sehr gut eignen sich Gute-Laune-Songs mit einem starken, eingängigen Beat wie etwa „500 Miles“ von den Proclaimers oder „Mr Rock&Roll“ von Amy Macdonald.

2. Die Hände oder Füße einsetzen: Sobald man sich „im stillen Kämmerlein“ in den Rhythmus einhören kann, nimmt man Hände oder Füße dazu. Der Kopfhörer darf gerne noch aufgesetzt bleiben! Anfangs besser nicht zu viel machen, sondern erstmal nur in die Hände klatschen, bis man sich sicher fühlt. Dann die Füße dazu nehmen, auf den Boden stampfen, den Kopf im Rhythmus wiegen, mitsingen, Spaß haben!

3. In den Tanzunterricht einbinden: Zuhause im Wohnzimmer ist das alles so einfach – und auf dem Parkett, mit Tanzpartner/in und Trainer, geht dann gar nichts? Nur Geduld. Je öfter Sie zwischendurch ein oder zwei Lieder lang üben, umso sicherer werden Sie. Fragen Sie Ihren Tanzlehrer, ob er mit Ihnen Rhythmus übt. Lassen Sie sich von ihm vorklatschen, steigen Sie in den Beat mit ein!

Extra-Tipp: ein Metronom kaufen. Wenn Sie ganz auf „Nummer Sicher“ gehen wollen, können Sie sich ein Metronom kaufen. Die Geräte kosten nicht viel. Unserer Erfahrung nach lernen die meisten Menschen aber auch ohne!

Warum der Discofox Takt und Rhythmus (nicht) leicht macht

Kein Zweifel, Discofox macht Spaß. Und dennoch hat mancher Anfänger das Problem, Takt und Rhythmus mit den Tanzschritten zu verbinden. Und das zurecht: Der Tanz wird nämlich zu einem 4/4 Takt getanzt, obwohl der Grundschritt drei Schläge umfasst. Das bedeutet streng genommen, dass man nach dem ersten Grundschritt nicht mehr im Takt ist. Besonders für Tänzer, die ein Musikinstrument spielen, kann das zunächst verwirrend sein.

Doch die Lösung ist simpel: Man kann im Lied beginnen, wann man will, solange man im Grundrhythmus der Musik bleibt. Wer mag, probiert Discofox einfach mal auf einem 3/4 Takt aus und experimentiert ein bisschen damit.

Ohne Taktgefühl kein Turnier!

Haben Sie sich genug Erfahrung und Kenntnisse ertanzt, um sich in den Wettkampf zu wagen, sollte das Gefühl für Musik, für Takt und Rhythmus stimmen. Denn die Wertungsrichter orientieren sich zunächst einmal am Wertungsgebiet „Musik“. Dieses beinhaltet das Tanzen in Takt und Grundrhythmus. Außerdem geht es in dieser Wertungskategorie darum, wie das Paar die Musik als Gesamtwerk in den Bewegungen umsetzt.

Wer es so weit nach oben geschafft hat, bringt meist auch die richtige Musikalität mit. Das Tanzen ist dem Paar so in Fleisch und Blut übergegangen, dass die Choreografie schon fast automatisch die Phrasierung der Musik widerspiegelt, von den Finger- bis in die Zehenspitzen. Musik und Körper verschmelzen.

Sie möchten Ihr Gespür für Takt und Rhythmus aufpolieren?

Ganz egal, an welchem Punkt Sie stehen – ob Sie schon Ihre ersten Wettkämpfe bestritten haben oder mit Mühe die Figuren aus dem Fortschrittskurs der Tanzschule zusammenkriegen. Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihr Gefühl für Takt und Ihr rhythmisches Gespür weiterzuentwickeln. Schließlich wissen wir aus eigener Tanz- und Turniererfahrung, wo es manchmal hakt. Sprechen Sie uns gerne an!

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Was Tanzen für uns bedeutet, lässt sich schwer in Worte fassen. Tanz ist die Sprache, die der Körper mit der Musik spricht. Fred Astaire soll einmal gesagt haben: „Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft!“ Deswegen fühlt sich auch jeder Mensch nach dem Tanzen so glücklich erschöpft – erschöpft, weil Tanzen die Kondition, Koordination und Kraft trainiert. Und glücklich, weil man durch die Konzentration auf Rhythmus und Schritte den Kopf frei bekommt. So ist Tanzen Entspannung für den Geist und zugleich Stimulation für die Muskeln. Wer tanzt, ist mit sich selbst in Einklang!

Denislav & Iliyana

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. erwin schmutzer

    super erklaert!
    in die genannten musiktitel werde ich noch reinhoeren.

    Als ehem. Schlagzeuger ist das hoeren von takt o rhythmus kein problem, aber es ist nicht so leicht das in „schoenen“ Tanz umzusetzen insbes., wenn meine tanzpartnerin wie sie immer betont, dass sie gar keinen takt hoere.

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