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Führen und Folgen in den Lateinamerikanischen und Standardtänzen
Mann und Frau. Drei Worte nur – doch die beschreiben ein weites Feld von Romantik bis Rivalität, von Sinnlichkeit bis Strenge, von Zuneigung bis Zurückweisung. All das muss ein Paar im Tanzsport ausdrücken können. Egal, ob Standard oder Latein, Grundlage dessen ist immer eines: gute Führung. Aber was heißt das eigentlich? Wie kommt es, dass das eine Paar ein harmonisches Zusammenspiel zeigt, während bei dem anderen jeder für sich allein zu Tanzen scheint? Ein näherer Blick darauf lohnt sich.
Der Mechanismus hinter Führen und Folgen
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie führen können. Wer zum Beispiel einem älteren Menschen oder einem Behinderten über die Straße hilft, macht meist automatisch alles richtig: man fasst den anderen sanft, aber sicher am Ellenbogen oder am Rücken und gibt Richtung sowie Tempo vor.
Beim Tanzsport ist das natürlich ein wenig komplexer. Führen beim Tanzen heißt, die stabilen Kontaktflächen des Körpers und den eigenen Körperschwerpunkt zu nutzen. Folgen beim Tanzen ist ganz und gar nicht passiv: Es bedeutet, Impulse aufzunehmen und mit dem eigenen Körper richtig umzusetzen. Beide Partner Agieren und Reagieren ständig miteinander. Dafür brauchen sie gegenseitiges Vertrauen. Genau damit tun sich Tanzanfänger aber häufig noch schwer. Führen und Folgen will gelernt sein. Meist führt der Herr, meist folgt die Dame – aber eben nicht immer. Es ist sinnvoll, Führen und Folgen wechselseitig auszuprobieren, um sich und den Partner kennenzulernen und Harmonie im Paar aufzubauen.
Wer führt, arbeitet mit Händen, Armen und dem Körper. Um Signale senden und aufnehmen zu können, halten beide Partner eine gewisse Körperspannung (leichte Opposition) im Paar aufrecht. Diese ergibt sich entweder aus leichtem Zug (als bewege man sich auseinander) oder leichtem Druck (als bewege man sich zueinander). Wichtig: jeder hält seine eigene Balance. Keiner klammert, keiner stützt sich auf dem anderen ab.
Führung in den lateinamerikanischen Tänzen
Das Führen in den Lateintänzen ist differenzierter, weil Dame und Herr nicht so „auf Tuchfühlung“ gehen wie Standardtänzer. Grundsätzlich kennt die Führung in den Lateintänzen vier verschiedene Typen. Das sind
1. Führen durch Erlauben („Allowing Leads“): Beispiele dafür sind der gecheckte Vorwärts-Schritt des Herrn und der Rückwärtsschritt der Dame in Rumba und Cha Cha Cha. Hier hält der Herr über seinen Arm Kontakt mit der Dame, lässt sie aber „atmen“, so dass sie ihre Aktion beenden kann.
2. Physische Führung („Physical Leads“): Figuren wie der Open Hip Twist im Cha Cha, die stationären Samba Walks oder die Separation im Paso Doble werden physisch geführt. Der Herr führt Anfang und Ende der Figur und bestimmt das Tempo. Dabei bestimmt er die Geschwindigkeit des Körpers der Dame und er stoppt den Körper der Dame ab. Das erfordert Sicherheit und Eindeutigkeit, wobei Gefühl und Ausdruck nicht zu kurz kommen dürfen!
3. Führung über die Körperposition („Shaping Leads“): Den Platzwechsel im Jive sowie die Unterarmdrehung in Rumba und Cha Cha führt der Herr über seine Körperposition. Er hebt beispielsweise einen Arm, ändert die Handhaltung und streckt den Oberkörper, um der Dame zu signalisieren, dass sie sich unter seinem Arm dreht. Gerade hier entstehen oft Fehler: die Dame reagiert nicht und der Herr wechselt mehr oder weniger von Shaping Leads in Physical Leads. Das sieht nicht nur unschön aus, es bewirkt auch eine unangenehme Anspannung im Paar. Ein weiterer Beweis dafür, dass das Folgen im Tanzen nichts Passives ist!
4. Führen und Folgen durch Beobachtung (Visual Leads): Diese Art der Führung zeigt sich selten. Bei Visual Leads berühren sich die Tänzer nicht, sondern die Dame muss den Herrn genau beobachten, um ihm folgen zu können. Das erfordert viel tänzerisches Verständnis – und einen eingespielten Teamgeist.
Führung in den Standardtänzen
Beim Standardtanzen führt meist der Herr, weil er sich üblicherweise vorwärts bewegt und damit einen guten Blick auf die Tanzfläche hat. Er muss abschätzen, ob der Platz für die geplanten Schritte reicht. Er darf seine Dame nicht in einen Zusammenstoß mit einem anderen Paar „hineintanzen“.
Dafür hält der Herr seinen Körper stabil und gibt Spannung in seine Hände. Er geht mit seiner Dame auf Tuchfühlung, um die Bewegung auf sie zu übertragen. Will er sich vorwärts oder seitwärts bewegen, bringt er sein Körpergewicht möglichst gleichzeitig mit dem ausschreitenden Bein in die gewünschte Richtung. Bewegt er sich rückwärts, zeigt er dies mit der flachen rechten Hand. Wichtig dabei: keiner der beiden Tanzpartner darf seine Balance verlieren oder sich nach hinten lehnen. Das Körpergewicht soll stets zentriert bleiben.
Der Wiener Walzer ist so ein Tanz, bei dem es keine klassischen Herren- und Damenschritte gibt. Hier führt der jeweils vorwärtsgehende Partner. Die Dame muss bei ihren Vorwärtsschritten also darauf achten, die Tuchfühlung zum Herrn nicht zu unterbrechen. Ein wechselndes Rollenspiel zwischen Beiden.
Auch bei den Drehungen im Standardtanz ist mal die Dame, mal der Herr im Außenkreis und übernimmt den aktiveren Teil, während der Partner im Innenkreis passiver ist. Der Rechtskreisel (Natural Spin Turn) verdeutlicht dieses Zusammenspiel gut.
Grundsätzlich gilt, dass die Dame auf die Führung des Herrn reagiert und sich anpasst. Aber: ihre Schritte setzt sie selbst, ihre Balance und stabile Mitte wahrt sie selbst, ihre Bewegungen führt sie selbstständig durch. Sie weiß, wann sie in den aktiven Part wechselt und wann sie in den passiven zurückkehrt.
Wie man sein eigenes Führen und Folgen entwickelt
Führen ist anspruchsvoll. Folgen auch. Sie wollen wissen, wie gut Sie als Paar zusammenwirken? Wie harmonisch Ihr Tanzen ist und wie Sie die Kommunikation im Paar verbessern können? Wichtig ist: jedes Paar findet seinen eigenen Dreh, wie Führung funktioniert. Wie Ihrer aussieht, erarbeiten wir gern mit Ihnen in einer Privatstunde.
Oft bleibt in den Anfängerkursen wenig Zeit für dieses wichtige Thema. Doch Sie müssen wissen, dass nicht nur Anfänger, sondern auch Teilnehmer der Tanzkurse für Fortgeschrittene konsequent an der Führung arbeiten – und Turnierpaare ebenso. Widmen Sie dem Ganzen ruhig einmal eine private Tanzstunde. Sie werden spüren, dass es Ihr Tanzen verbessert!
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Was Tanzen für uns bedeutet, lässt sich schwer in Worte fassen. Tanz ist die Sprache, die der Körper mit der Musik spricht. Fred Astaire soll einmal gesagt haben: „Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft!“ Deswegen fühlt sich auch jeder Mensch nach dem Tanzen so glücklich erschöpft – erschöpft, weil Tanzen die Kondition, Koordination und Kraft trainiert. Und glücklich, weil man durch die Konzentration auf Rhythmus und Schritte den Kopf frei bekommt. So ist Tanzen Entspannung für den Geist und zugleich Stimulation für die Muskeln. Wer tanzt, ist mit sich selbst in Einklang!
Denislav & Iliyana
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