Tango: Aus der Bar auf’s Parkett

Unter den Standardtänzen ist der Tango der Tanz der Liebe und Leidenschaft. Er handelt vom Spiel der Geschlechter miteinander und inszeniert dieses mit langen, schreitenden Schritten und Promenaden. Längst hat der Tango jedoch die schummrigen Bars in Buenos Aires verlassen und ist gesellschaftsfähig geworden.

Der Tango, der als einer der fünf Standardtänze Bestandteil des Welttanzprogramms ist, wird auch Internationaler Tango, Europäischer Tango, Standard-Tango oder Ballroom Tango genannt (ballroom ist die englische Bezeichnung für die Standardtänze). Der Internationale Tango, der in der Form auch auf Turnieren getanzt wird, ist weltweit verbreitet und hat tatsächlich wenig Ähnlichkeit mit dem traditionellen Tango Argentino, wobei auch diese ursprüngliche Form seit einigen Jahren auf der ganzen Welt immer beliebter wird und mehr und mehr Anhänger findet.

In den nächsten Abschnitten können Sie mehr über die bei uns am meisten verbreitete Form des Tanzes aus Argentinien erfahren, wie er sich entwickelt hat, und was seinen besonderen Charakter ausmacht.

Wurzeln und Entwicklung

Die Geschichte des Tangos hängt eng mit der Geschichte seines Entstehungsorts zusammen: dem Siedlungsgebiet rund um den Río de la Plata, was heute zu Argentinien und Uruguay gehört, sowie dem südlichsten Zipfel Brasiliens. Als Ende des 18. Jahrhunderts eine große Welle an Einwanderern aus Südeuropa in diese Gegenden eintraf und Siedler aus aller Welt nach Buenos Aires kamen, brachten diese Menschen auch ihre Traditionen und musikalischen Gebräuche mit an den Río de la Plata. Dort verbanden sie sich mit den bereits vorhandenen spanischen Traditionen und ein einzigartiges Kaleidoskop an Musik- und Tanzrichtungen entstand. Geprägt von der kubanischen Habanera und der argentinischen Milonga verbreitete sich der Musik- und Tanzstil des Tango Argentino zuerst in den Hafenvierteln von Buenos Aires am Westufer des Río de la Plata. Er wurde hauptsächlich dazu benutzt, die sexuelle Beziehung zwischen Zuhälter und Prostituierten tänzerisch darzustellen; getanzt wurde er von den Bordellbesuchern. Geprägt von spanisch-argentinischer Schwermut, zeigt der Tango die Gegensätzlichkeit: männlich und weiblich, weich und hart, aggressiv und sentimental.

1907 kam der Tango dann durch Reisende nach Europa und faszinierte zunächst die Menschen in Paris, lange empfand man ihn jedoch noch als nicht gesellschaftsfähig. Um 1920 formten die Engländer den südamerikanischen Tango neu und passten ihn dem englischen Bewegungsstil an. Auf der „Great Conference“ wurde er endgültig in seiner heutigen Form standardisiert. Ab 1930 übernahmen auch die Deutschen den Tanz in dieser Form.

Heute gehört der „englische Tango“ einerseits zum tänzerischen Grundrepertoire eines Hobbytänzers, andererseits wird er von Turniertänzern zu einer höchst disziplinierten, perfekt getanzten Choreographie entwickelt. Der ursprüngliche, auf Improvisation ausgelegte argentinische Tango dagegen erfährt immer wieder Renaissance und lebt in einer ganz eigenen Tanzszene sein gesondertes sinnliches Leben.

Charakteristik und Technik

Der Internationale Tango hat mit seiner ursprünglichen Vorgängerversion nicht mehr viele Gemeinsamkeiten. Er ist aber auch kein typischer Standardtanz, sondern nimmt, ähnlich wie der Paso Doble bei den lateinamerikanischen Tänzen, eine gewisse Sonderrolle ein. Der tänzerische Charakter des Tangos zeigt sich in schnellen, abrupt abgebremsten, kraftvollen Gehbewegungen, die staccatoartig zwischen leidenschaftlicher Dynamik und gespannten Pausen abwechseln. Tango ist der erotische Tanz unter den Standardtänzen. Er stellt ein verhaltenes, südamerikanisch geprägtes Liebesspiel dar, das Paar steht dabei in einer besonders kontaktreichen Tanzhaltung. Getanzt wird der Tango ohne das aus anderen Tänzen gewohnte Heben und Senken, er verläuft auf einer tieferen und stabileren Ebene, denn die Paare tanzen ununterbrochen mit gleichmäßig stark gebeugten Knien. Man spürt den lateinamerikanischen Ursprung des Tanzes, er ist kein Schwungtanz, sondern wechselt wie die anderen lateinamerikanischen Tänze immer ab zwischen Aktion und Pause.

Der Tango ist zwar in gewissem Sinne der technisch einfachste Standardtanz, trotzdem gibt es zahlreiche Details zu beachten. Die Grundbewegung besteht aus einfachen Gehschritten vorwärts und rückwärts, die leicht kurvend getanzt werden können. Sie werden oft auch als Verbindung verschiedener Figuren benutzt. Gehschritte vorwärts werden normalerweise mit der Ferse angesetzt. Um dynamische Aktionen abzustoppen und den kurvenden Effekt hervorzubringen, müssen bestimmte Schritte mit der Innenkanten des Fußes angesetzt werden. Da es im Tango kein Auf und Ab gibt, verlaufen die Bewegungen immer in der gleichen Ebene. Auch die Füße dürfen nicht wie bei anderen Standardtänzen über den Boden geschleift werden, die Musik fordert zum Setzen der Füße bei allen Schritten. Die Bewegung der Beine soll zwar schnell sein, aber nicht hart, die Interpretation des musikalischen Rhythmus ist wichtig, aber gestampft werden soll nicht. Der Körper und die Füße tanzen immer gleichzeitig, auch wenn Körper- und Fußrichtung nicht immer übereinstimmen müssen. Die Tanzhaltung entspricht grundsätzlich der Standardhaltung, das Paar steht beim Tango aber etwas tiefer, vor allem steht der Herr leicht unter der Dame. Die Haltung ist außerdem noch enger und fester als beispielweise beim Slowfox oder Langsamer Walzer. Die Dame platziert ihre linke Handkante unter seinem rechten Oberarm.

Musik und Rhythmus

Prinzipiell tanzt man den internationalen und auch den argentinischen Tango auf die gleiche Musikrichtung. Bei der Tanzmusik des Internationalen Tango sind allerdings europäische Einflüsse deutlich erkennbar: Sie ist mit einfacher Staccato-Perkussion unterlegt, die von einem Schlagzeug gespielt wird, und mit kurzen Trommelwirbeln durchsetzt ist. Deshalb klingt die Musik „hart“ und „aggressiv“. Tanz und Musik haben eigentlich einen 2/4-Takt, moderne Popmusik, die als Tango tanzbar ist, hat aber meistens einen 4/4-Takt (zum Beispiel „Tango Corrupti“ von Rainhard Fendrich oder „Neverending Story“ von Limahl). Der Hauptunterschied dieser beiden Taktarten ist, dass beim 2/4-Takt jeder zweite Schlag stark betont ist, während der 4/4-Rhythmus nur jeden vierten Schlag stark betont. Da die meisten Tango-Tanzfiguren aus einem Vielfachen von zwei Taktschlägen, aber nicht unbedingt aus einem Vielfaches von vier bestehen, können die Figuren bei einem 4/4-Rhythmus manchmal auch mitten im Takt zu Ende sein oder Akzente auf musikalisch unbetonte Taktschläge fallen – als Ergebnis zeigt sich eine leichte Unstimmigkeit von Tanz und Musik, die für eine adäquate tänzerische Interpretation eigentlich nicht erwünscht ist.

Typische Tango Figuren sind neben dem Grundschritt (auch bekannt als Wiegeschritt) noch Linksdrehung (Reverse Turn) sowie Fünferschritt (Five Step) und Telemark.

Benedetto Ferruggia - Claudia Koehler, Solo Tango

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Tanzzubehör online vergleichen & kaufen

Alles was man zum Tanzen braucht - hier findet jeder was!

Was Tanzen für uns bedeutet, lässt sich schwer in Worte fassen. Tanz ist die Sprache, die der Körper mit der Musik spricht. Fred Astaire soll einmal gesagt haben: „Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft!“ Deswegen fühlt sich auch jeder Mensch nach dem Tanzen so glücklich erschöpft – erschöpft, weil Tanzen die Kondition, Koordination und Kraft trainiert. Und glücklich, weil man durch die Konzentration auf Rhythmus und Schritte den Kopf frei bekommt. So ist Tanzen Entspannung für den Geist und zugleich Stimulation für die Muskeln. Wer tanzt, ist mit sich selbst in Einklang!

Denislav & Iliyana

Populäre Beiträge

5/5 - (4 votes)