Wiener Walzer: Der König unter den Standard-Tänzen

„Alles Walzer!“, ruft die Menge begeistert, und schon drehen sich die jungen Damen – alle in weiß – und die jungen Herren in schwarz elegant im Dreiviertel-Takt. Der Donauwalzer von Johann Strauss, der geschmückte Festsaal, die schönen Kleider – dieses Bild ist typisch für den vielleicht bekanntesten Standardtanz, den Wiener Walzer. Und was könnte den Charakter dieses Tanzes so gut widergeben wie der Wiener Opernball?

Doch ganz so prachtvoll muss es gar nicht immer sein. Ob die private Hochzeit, der Ball zum Firmenjubiläum oder das Tanzturnier: den Wiener Walzer hat jeder schon einmal gesehen. Erfahren Sie hier mehr über Geschichte und Entwicklung dieses Tanzes!

Geschichte des Wiener Walzer

Die Ursprünge des heutigen Wiener Walzers sehen Tanzhistoriker im sogenannten Dreher oder Ländler, den die Menschen aus dem einfachen Volk in Süddeutschland und Österreich schon ab dem 16. Jahrhundert getanzt haben. Seinerzeit noch ganz ohne Tanzmeister. Der Adel allerdings war da etwas strenger. Zwar lernte man den Walzer um 1790 am preußischen Hofe, doch die spätere Königin Luise von Preußen ließ den Tanz glatt verbieten. Noch unter Kaiser Wilhelm II. durfte der Walzer nicht linksherum getanzt werden.

Doch einmal entfacht, ließ sich die Begeisterung für den schwungvollen Tanz nicht aufhalten. Seinen Siegeszug trat der Walzer nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 an. Die berauschenden Melodien des österreichischen Kapellmeisters Johann Strauss sowie dem „Walzerkönig“ Johann Strauss Sohn haben entscheidend dazu beigetragen, zu erwähnen ist ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch der Einfluss des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski mit seiner märchenhaften Musik.

Auch die Deutschen liebten diesen Tanz und so blieb Deutschland bis in die 1920-er Jahre Mittelpunkt des Walzergeschehens. Dann setzte ein Umdenken ein – man wollte modernere, dynamischere Tanzformen sehen, man wollte tanzen wie im flotten Amerika. Charleston, Shimmy und Lindy Hop drängten den Walzer vom Parkett. Dem österreichischen k.u.k-Offizier und Tanzlehrer Karl von Mirkowitsch ist das Comeback des Wiener Walzers zu verdanken: Er feilte am Stil und sorgte so dafür, dass der Tanz 1932 in das Turnierprogramm aufgenommen wurde. Der deutsche Tanzlehrer Paul Krebs war es dann, der 1951 die Verbindung von der altösterreichischen Walzertradition und dem englischen Stil herstellte und den Wiener Walzer damit weiter etablierte.

Eine lange Geschichte! Doch wer genau hinschaut, erkennt nicht nur in den Volkstänzen Europas, sondern auch Nord- und Südamerikas sowie Afrikas und Australiens bis heute die alten Schwung- und Drehelemente des Walzers. Und so hat sich dieser Tanz zu einem anspruchsvollen Standard-Tanz entwickelt, ohne seinen ursprünglichen und volksnahen Charakter zu verlieren.

Charakteristik und Technik

Zweifellos ist der Wiener Walzer der schwungvollste aller Standardtänze. Dabei kommt es den Tänzern gar nicht so sehr darauf an, viele Figuren zu zeigen oder eine besonders ausgefeilte Choreographie aufs Parkett zu legen. Wichtig sind beim Wiener Walzer vor allem eine präzise Fußtechnik und klare Schulterlinien. Denn der Charakter dieses Tanzes zeigt sich in schnellen und gleichmäßigen Schritten, mit denen sich die Tänzer den Raum erobern. In rotierenden Drehbewegungen „walzern“ sie die fließend über die Fläche. Genau das lässt das tanzende Paar durch den Saal „schweben“ und gibt Tänzern wie Zuschauern dieses märchenhafte Gefühl!

Doch was so leicht und elegant aussieht, ist technisch gesehen anspruchsvoll. Unterteilen wir den Tanz einmal in sechs Einzelschritte: Beim Natural Turn (Rechtsdrehung) wird ein Impuls auf den ersten Schritt gegeben und der Körper in Schwung versetzt. Der Schwung wird auf den Schritten zwei und drei ausgetanzt. Beim nächsten Schrittsatz (4) geben die Tänzer keinen neuen Schub, sondern nur noch einen Nachschub, der in den Schritten fünf und sechs ausklingt.

Durch Gegenbewegungen holen sich die Tänzer vor den Drehungen den richtigen Schwung. Damit diese nicht künstlich aussehen, werden sie harmonisch aus der vorhergehenden Bewegung entwickelt. Der Wiener Walzer ist schnell, deshalb neigen die Tänzer ihren Körper, um den Drehschwung zu kontrollieren und die Balance zu halten. Sie wollen ja nicht aus der Kurve fliegen!

Typische Wiener Walzer Figuren sind neben der Rechtsdrehung (Natural Turn) auch die Linksdrehung (Reverse Turn) sowie geschlossene Wechsel (Closed Changes) oder Fleckerl, Contra Check und Pivot Turns (Achsen).

Musik und Rhythmus

Beim Wiener Walzer erklingt stets der typische Dreiviertel- oder Sechsachtel-Takt. Auf Bällen und Turnieren ist meist klassische Musik zu hören, wie weiter oben schon angesprochen oft von Johann Strauss und Johann Strauss Sohn. Doch wer nun glaubt, die moderne Rock- und Popmusik lasse sich diesen schwungvollen Rhythmus entgehen, der irrt: Billy Joels „Piano Man“ oder Annett Louisans „Ich will doch nur spielen“ sind ebenfalls Wiener Walzer – und natürlich einige Filmmusiken aus „Fluch der Karibik“ oder „Harry Potter“. Der Tanz kommt auf ungefähr 60 Takte pro Minute, das ist doppelt so schnell wie beim Langsamen Walzer.

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Was Tanzen für uns bedeutet, lässt sich schwer in Worte fassen. Tanz ist die Sprache, die der Körper mit der Musik spricht. Fred Astaire soll einmal gesagt haben: „Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft!“ Deswegen fühlt sich auch jeder Mensch nach dem Tanzen so glücklich erschöpft – erschöpft, weil Tanzen die Kondition, Koordination und Kraft trainiert. Und glücklich, weil man durch die Konzentration auf Rhythmus und Schritte den Kopf frei bekommt. So ist Tanzen Entspannung für den Geist und zugleich Stimulation für die Muskeln. Wer tanzt, ist mit sich selbst in Einklang!

Denislav & Iliyana

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